Gegen C-Bets im Cash Game spielen

In dieser Serie haben wir bis jetzt sowohl die aus wahllosen als auch die aus ausgewählten C-Bets bestehende Strategie gelernt sowie die richtige Vorgehensweise zur Verteidigung unserer Blinds gegen Open Raises. Nun ist es an der Zeit, das Konzept zu vervollständigen, indem wir lernen, wie wir die Verteidigung angehen, wenn wir uns nach unserem Call eines Preflop-Opens mit einer C-Bet auf dem Flop konfrontiert sehen. Wir beginnen mit den drei Hauptgründen für den Call einer C-Bet und entwickeln anschließend mehrere Herangehensweisen für die richtigen Raises, um gegen die zwei Arten von C-Bet-Strategie vorzugehen, die wir uns in Teil 4 angeschaut haben.

Grund 1 – Ein Call wegen des Showdown Values

Showdown Value ist im Allgemeinen dann gegeben, wenn unser Blatt stark genug ist für den Call einer Bet, jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht stark genug, um damit einen riesigen Pot aufzubauen. Mit einem Blatt, das Showdown Value hat, stehst du in der Regel gut gegen die Bet-Range des Villans dar, jedoch bedeutend schlechter gegen die Range, mit der er möglicherweise mit einem Raise mitgehen würde. Deshalb geht Showdown Value tendenziell mit dem Call-Button einher statt mit dem Raise-Button.

 

Wir sitzen im BB mit KQo, der Spieler im SB macht einen Open Raise auf 3 BB und wir entscheiden uns für nur einen Call. Natürlich wäre auch eine 3-Bet denkbar gewesen. Aber wenn unser Blatt stark ist, doch kein Premium-Blatt ist, so wie dieses, ist es völlig in Ordnung, zwischen beiden Spielzügen hin und her zu wechseln. Vorausgesetzt, dass es keine besonderen Hinweise (Reads) gibt, haben beide Optionen einen ungefähr gleich hohen EV.

Der Flop bringt AQ4tt und der Villain macht einen Einsatz in Höhe des halben Pots. Ein Gewinnverhältnis von 3 zu 1 ist mehr als ausreichend, um in dieser Hand zu bleiben. Natürlich wird der Villain uns manchmal mit einem Top-Paar in den Boden stampfen. Doch insgesamt gesehen kommen wir oft genug zum Showdown und gewinnen diesen, um die Investition profitabel zu machen. Wir haben in diesem Fall kein Interesse an Fold Equity, denn die einzigen Blätter, die wir zu einem Fold bringen würden, liegen ohnehin weit hinter unserem – und wir wollen nicht unnötig mehr Geld in den Pot legen, für den Fall, dass unser Gegenspieler ein Top-Paar oder etwas Besseres hat.

Grund 2 – Ein Call wegen der Implied Odds

Bei Implied Odds geht es weniger um das Geld, das derzeit auf dem Tisch liegt, sondern vielmehr um das, das noch kommen könnte. Wie wir bereits gelernt haben, sind Implied Odds das Verhältnis von Investition und durchschnittlichem Gewinn in dem Fall, dass wir ein großes Blatt treffen. Wir vergleichen dieses Verhältnis damit, wie oft wir das besagte große Blatt treffen, um herauszufinden, wie günstig unsere Pot Odds sind und ob sich ein Call der Bet lohnt oder nicht. Im Allgemeinen stehen unsere Implied Odds und unsere Fold Equity im umgekehrten Verhältnis zueinander. Wenn wir Implied Odds haben, bedeutet das, dass wir regelmäßig einen erwähnenswerten Gewinn machen, wenn wir unseren Draw treffen. Das wiederum bedeutet, dass der Villain nicht darauf eingestellt ist, unsere Aggression in späteren Einsatzrunden allzu oft mit einem Fold zu erwidern.

Ein Beispiel: Ein sehr aggressiver und kampflustiger Spieler musste gerade eine böse Niederlage einstecken und kann es nicht abwarten, sich am nächstbesten Gegenspieler zu rächen. Angenommen, dieser Spieler macht einen Open von UTG auf 3 BB und wir machen einen Call auf dem Button mit 7s6s – ein ordentliches Blatt, um sein Glück zu versuchen und auf einen ansehnlichen Gewinn nach einem perfekten Flop zu hoffen. Der Flop verläuft nicht ganz wie gewünscht, aber er macht uns trotzdem etwas Hoffnung.

Wir schauen auf 842r. Unser Gegenspieler geht zum Angriff über mit einem Einsatz in Höhe von 2/3 des Pots. Unser Stack beträgt 100 BB. Weder haben wir aktuell mit unserem Blatt auch nur annähernd die Pot Odds, die wir brauchen, um in der Hand zu bleiben, noch ist zu erwarten, dass dieser Maniac sich mit vielen Blättern in seiner Range im weiteren Verlauf aus der Hand jagen lässt. Doch genau das ist der Grund für unseren Call. Wenn wir Glück haben, treffen wir auf dem Turn unser Blatt – es winkt also ein enormer Gewinn auf regelmäßiger Basis. Es macht uns nichts aus, zehnmal einen Verlust von 3,5 BB zu machen, solange wir jedes Mal, wenn wir unseren Gutshot Draw treffen, einen durchschnittlichen Gewinn von 50 oder 60 BB machen.

Floating

Beim Floating geht es nur darum, mit einem unfertigen Blatt mit einer C-Bet mitzugehen, weil trotz der niedrigen Implied Odds die kommenden Einsatzrunden eine vielversprechende Fold Equity bieten. Nehmen wir einmal an, wir sitzen im BB mit Jh7h auf der Hand und gehen mit dem Raise auf 2,5 BB vom Spieler im SB mit. Auf dem Flop kommt 9d8h4d. Der Villain geht auf Angriff und macht einen kleinen Einsatz. Wir fassen also unsere Optionen ins Auge. In den niedrigeren Limits machen die meisten Spieler den Fehler, etwas zu viele C-Bets zu setzen, jedoch in den späteren Einsatzrunden nicht allzu viel Aggression folgen zu lassen.

Gemessen am durchschnittlichen Ergebnis, würden wir also gut daran tun, erst einmal einen Call zu machen und auf den richtigen Moment zu warten, um dann den Pot zu kassieren. Es wird nicht immer so ausgehen. Doch in dem Fall, dass der Villain wirklich ein gutes Blatt hat oder weiter auf Angriff spielen will, ohne dies zu haben, können wir immer noch auf eine Overcard, einen Gutshot und einen Backdoor Flush Draw zurückgreifen. Der Grund für unseren Call ist nicht, dass wir einfach nur unserem Draw hinterherjagen wollen, sondern der Grund ist eine Kombination aus Gewinnchancen, wobei die Fold Equity in den späteren Einsatzrunden eine entscheidende Rolle spielt.

C-Bets mit einem Raise erwidern

Für die richtige Strategie, um eine C-Bet mit einem Raise zu erwidern, brauchst du eine grundlegende Vorstellung von der Range des C-Bettors. Wenn du dich bei einem „trockenen Board“ mit der kleinen Bet eines erfahrenen Spielers konfrontiert siehst, kannst du davon ausgehen, dass dieser gewöhnlich praktisch wahllos C-Bets setzt, also mit einer sehr weiten und gut gemischten Bandbreite an Starthänden. Nehmen wir nun an, dass wir im BB mit dem Open vom BU mitgegangen sind. Auf dem Flop 7s2d2c checken wir und sehen uns einer C-Bet in Höhe von 1/3 des Pots gegenüber. Selbst ein so bescheidenes Paar wie 66 erscheint nun einigermaßen wertvoll im Vergleich zur umfangreichen Range unseres Gegenspielers.

Hinzu kommt, dass wir damit einen Anreiz für ein Raise haben, und zwar den, die Equity des Villains niedrig zu halten. Wir wollen nicht, dass er für seinen winzigen Einsatz den Turn und River sieht – das würde den Erfolg seiner aus kleinen C-Bets bestehenden Strategie nur noch verstärken. Wir wollen ihn mit seiner sehr weiten Range und seinen kleinen C-Bets unter großen Druck setzen. Also spielen wir auf Angriff – und zwar mit Blättern, mit denen wir ziemlich sicher Value herausziehen (A2o), mit Bluffs mit einigem Potenzial zur Verbesserung (9c8c) und mit Blättern, mit denen wir seine Equity gering halten müssen, so wie unsere 66.

Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass der Villain eine ausgewähltere Range für seine C-Bets verwendet, die aus starken Value-Blättern und Draws besteht (siehe Teil 4 dieser Serie), sollte unsere Angriffstaktik wesentlich polarisierter sein. In diesem Fall würden wir also in erster Linie mit sehr starken Blättern einen Raise wegen des Values setzen und diese mit Bluffs mit höherer Equity ausbalancieren. Wenn wir dieselbe Situation (BB vs. BU) haben, jedoch dieses Mal mit einem Flop JhTh8d und einem Einsatz des Villains in Höhe des ganzen Pots, sollten wir auf keinen Fall ein Raise spielen, solange wir kein Set oder zumindest Top Two Pair haben. Der Unterschied ist folgender: Wir gehen von einer aus ausgewählten Bets bestehenden Strategie des Villains aus, die keinen Spielraum für mittelmäßige Blätter in seiner Range lässt. Wenn wir also mit einem schwachen Blatt einen Raise machen, würde uns dies lediglich gegen seine Range isolieren, die uns weit überlegen ist.

Abschließende Gedanken

Die Entwicklung einer bedachten C-Bet-Strategie ist nicht nur an sich nützlich, sie ist ebenfalls hilfreich dabei, zu lernen, wie wir uns gegen die C-Bets unserer Gegenspieler verteidigen. Wenn du dich für den Call einer C-Bet entscheidest, solltest du wissen, warum dies ein profitabler Spielzug ist, und wenn du ein Raise setzt, solltest du dir sicher sein, dass du die richtige Range für die richtige Situation hast.