Odds und Outs

Hält man eine Hand, die wahrscheinlich hinten liegt, aber Chancen hat, sich zum besten Blatt zu entwickeln, steht man vor der Entscheidung weiterzuspielen, um sein Blatt zu komplettieren, oder aufzugeben. In diesem Artikel werden alle wichtigen Schritte, um in solchen Situationen die richtige Wahl zu treffen, erklärt. Zunächst wird erläutert, wie man Karten identifiziert, die die eigene Hand verbessern (Outs). Daraus wird die Gewinnwahrscheinlichkeit berechnet. Schließlich wird beschrieben, wie man diese ins Verhältnis zum Pot setzt, damit man dann mathematisch korrekt callt oder foldet.

Outs

Als Outs werden alle sich im Deck befindlichen Karten bezeichnet, die die eigene Hand so verbessern, dass wir sehr wahrscheinlich beim Showdown als Gewinner hervorgehen. Logischerweise sind Outs nur dann von Bedeutung, wenn noch mindestens eine Gemeinschaftskarte gegeben werden muss. Nach dem River gibt es also keine Outs mehr.

Beispiel I: Wir halten in unserer Hand die Karten A3. Der Flop sieht folgendermaßen aus: 79K. Sollte also ein weiteres Herz entweder auf dem Turn oder auf dem River kommen, haben wir einen Flush. Solange also kein Spieler ein Full House oder besser hat, gewinnen wir die Hand. Es ist kein Paar auf dem Board, also kann noch kein Gegner ein Full House haben.

Insgesamt sind von jeder Farbe genau 13 Karten im Deck. Zwei davon halten wir in der Hand und auf dem Board sind weitere zwei. Vier der 13 Herzkarten sind also bereits verteilt, das heißt, dass noch neun Herzen unter den Karten sind, die wir nicht sehen können (im Deck und bei den Gegnern). Diese neun Herzkarten sind in diesem Fall unsere Outs.

Beispiel II: Wir haben J10 und der Flop zeigt 6QK. Nun helfen uns jedes As und jede Neun, um eine Straße zu bekommen. Es gibt vier Asse und vier Neunen, insgesamt haben wir also acht Outs.

Fehlt mir genau eine Karte zur Straße, habe ich vier Outs (z. B. Holecards: AJ, Flop: KQ7, Outs: 10101010).

Beispiel III: Ich habe KJ, das Board zeigt A102. Mit einer der vier Damen im Deck bekomme ich eine Straße. Hätte mein Gegner in diesem Fall ein kleines Pocket-Paar auf der Hand, z. B. 99, hätte ich zusätzliche Outs, da mir nun auch jeder König und jeder Bube ein höheres Paar brächte. Insgesamt würden meine Outs damit auf zehn steigen (vier Damen, drei Könige und drei Jacks).

Habe ich zwei Paare getroffen (z. B. mit KQ und einem Board mit KQA), gibt es noch vier Karten, die mir ein Full House bringen können: KKQ und Q.

Habe ich ein Set getroffen, da ich z. B. 77 halte und das Board 27J zeigt und ich fürchte, dass mein Gegner einen Flush hat, helfen mir nach dem Flop sieben Karten, ein Full House oder besser zu bekommen (nämlich eine Sieben, eine der verbleibenden drei Zweien und einer der verbleibenden drei Jacks). Sollte ich am Turn keines meiner Outs bekommen, da dieser z. B. die Q bringt, habe ich drei zusätzliche Outs mit den drei verbleibenden Damen und damit für die River-Karte zehn Outs.

Beispiel IV: Ich halte 67 und das Board ist 45J. Nun habe ich einen Draw (meine Pokerhand ist also unvollständig und noch wertlos, könnte sich aber durch das Erscheinen einer oder mehrerer passender Gemeinschaftskarten zu einer profitablen Kartenkombination entwickeln), und zwar auf eine auf beiden Seiten hin offene Straße (auch Open-ended Straightdraw genannt) und gleichzeitig auf einen Flushdraw. Damit habe ich neun Outs zum Flush und eigentlich acht Outs zur Straße. Dabei müssen wir aber beachten, dass wir zwei Karten doppelt gezählt haben (in diesem Fall die 3 und die 8) und diese entsprechend wieder abziehen. In der Summe haben wir also nicht 9 + 8, sondern nur 9 + 6 = 15 Outs.

Versteckte Outs

Gehen wir noch kurz auf versteckte Outs ein, die schwer als solche zu erkennen sind, weil sie zwar mein Blatt nicht direkt verbessern, aber das Blatt des Gegners entwerten.

Beispiel I: Der Gegner hat 67, wir haben AA. Das Board ist 10K67. Nun hilft uns nicht nur eines der beiden verbleibenden Asse, sondern auch einer der drei Könige oder eine der drei Zehnen. Wir haben also acht Outs, von denen sechs versteckt sind
Warum? Das Board würde mit einem weiteren König oder einer weiteren Zehn ein Paar enthalten und wir hätten mit unseren Pocketaces (die Holecards werden alternativ auch Pocketcards genannt und zwei Asse als Holecards bzw. „im Pocket“ nennt man Pocketaces) nun ebenfalls zwei Paare, die aber höher wären als die zwei Paare unseres Gegners.

Beispiel II: Wir haben AK, der Gegner 33. Das Board ist JJ5. Nun helfen uns nicht nur die drei Könige und die drei Asse, um ein höheres Paar zu bekommen, sondern auch jede weitere Fünf. Denn mit einer Fünf würde das Board zwei Paare enthalten, die beide größer sind als die Pocket-Dreien des Gegners. Damit würde die fünfte Karte, der Kicker, entscheiden. Und als Kicker ist unser As unschlagbar. Wir haben also neun Outs, von denen drei versteckt sind.

Was ist nun eigentlich, wenn wir einen Draw haben, der Gegner aber auch? Wie beeinflusst das unsere Outs?

Discounted Outs

Fortgeschrittene Spieler nehmen die theoretischen Outs nicht einfach als gesichert hin, sondern stellen sich die Frage, was denn der Gegner wohl für eine Hand hält und ob eine unserer Wunschkarten vielleicht einem anderen Spieler, der ebenfalls auf Outs wartet, ein besseres Blatt bringt.

Nehmen wir dazu nochmal das Beispiel mit dem Straightdraw:

Ich habe J10 und der Flop ist 6QK. Bislang konnte ich acht Outs errechnen (vier Asse und vier Neunen).

Wie verändern sich aber meine Outs, wenn einer meiner Mitspieler zweimal Herz auf der Hand hat, z. B. 76, und daher auf einen Flush hofft? Dann würden zwei unserer Outs, nämlich das A oder die 9, meinem Gegner eine bessere Hand bringen, selbst wenn wir unsere Straße bekommen würden. In diesem Fall müssen wir die beiden Flush-Karten also von der Anzahl unserer Outs abziehen. Damit hätten wir folglich nur noch sechs Outs. Und das verringert unsere Wahrscheinlichkeit, die Hand zu gewinnen, recht deutlich.

Generell geht man beim Abziehen bzw. Discounten seiner Outs eher etwas pessimistischer vor, d. h. es ist besser, ein Out zu viel als eines zu wenig abzuziehen!

Odds

Die Werte in der nachfolgenden Tabelle sind gerundet. Die Wahrscheinlichkeiten (Odds), die besonders wichtig sind bzw. häufig auftauchen, sind hervorgehoben. Es empfiehlt sich, die hervorgehobenen Zeilen auswendig zu lernen

Potodds und Anwendung in der Praxis

Um zu entscheiden, ob man passen oder weiterspielen sollte, berechnet man wie oben beschrieben die Odds („Odds Flop bis Turn“) und vergleicht diese mit den Potodds. Die Potodds sind das Verhältnis zwischen der Gesamtgröße des Pots und dem Einsatz, den man callen muss. Die Gesamtgröße des Pots setzt sich aus den Chips, die bereits im Pot liegen, sowie allen Einsätzen, die in der aktuellen Setzrunde gemacht wurden, zusammen. Sind die Potodds höher als die Odds, sollte man callen (oder in Ausnahmefällen erhöhen). Sind die Potodds kleiner als die Odds, sollte man passen.